Finnischer Exportschlager

Finnischer Exportschlager

Fast jeder kennt sie, viele haben selbst schon mit ihnen gespielt und die allermeisten haben Gefallen an ihnen gefunden. Die Rede ist von den Comic-Vögeln von Angry Birds. 2009 flitzten die wütenden Vögel erstmals über die Touchscreens der Smartphones. Seitdem gehen Red, Chuck und Bomb auf Schweinejagd. Was die wenigsten wissen: Die äußerst erfolgreiche Spiele-App mit seinen inzwischen unzähligen Ablegern stammt aus Finnland. Ebenso wie die beiden Adler-Spieler Joonas Lehtivuori und Tommi Huhtala.


„Klar, kennen wir Angry Birds. Als das vor ein paar Jahren rauskam, haben wir das auch einige Runden gespielt. Inzwischen aber nicht mehr“, hat die Liebe zu den bunten Vögeln bei Lehtivuori nachgelassen. „Ich steh mit Handys ohnehin ein wenig auf Kriegsfuß. Wenn, dann spiele ich eher an der Konsole“, fügt Huhtala, der laut Lehtivuori ein lustiger Zeitgenosse mit stets guter Laune und einer positiven Grundeinstellung ist, schmunzelnd hinzu. Bei beiden inzwischen also eher weniger Steinschleuder und Vögel, dafür mehr Puck und Schläger. Wenig verwunderlich letztlich, ist Eishockey doch die Sportart Nummer eins in Finnland und in der Beliebtheitsskala nur schwer schlagbar.


Die unerschütterliche Liebe zur schnellsten Mannschaftssportart der Welt haben beide demnach gemeinsam, ebenso wie noch ein paar andere Dinge. Überhaupt könnte man meinen, die beiden kennen sich schon ewig, wie sie da an diesem Donnerstagvormittag in der Schiedsrichterkabine der SAP Arena bei unserem Interview sitzen. Dem ist aber mitnichten so. „Wir stammen zwar beide aus Tampere und haben die Nachwuchsmannschaften in Ilves durchlaufen. Das erste Mal wirklich begegnet sind wir uns allerdings erst im Profikader“, erinnert sich Lehtivuori daran zurück, wie er als gerade Volljähriger seine ersten sporadischen Einsätze in der Liiga machte und dort auf den ein Jahr älteren Huhtala traf.


Haus am See


„Wir haben aber nie eine komplette Saison zusammengespielt“, versuchte sich Lehtivuori ab 2009 zunächst in der nordamerikanischen AHL, ehe er im Anschluss nach Schweden weiterzog. Huhtala blieb dagegen in seinem Heimatland. „Wir standen erst wieder richtig in Kontakt, als wir beide in Mannheim unterschrieben hatten.“ Dabei verbringen sie die eishockeyfreie Zeit auf sehr ähnliche Art und Weise daheim in Finnland. „Wir haben kleine Sommerhäuschen an einem See. Dort wird sich mit der Familie getroffen, werden BBQs veranstaltet und die typischen Outdoor-Aktivitäten betrieben“, haben sowohl Lehtivuori als auch Huhtala Gefallen an Schwimmen, Fischen und Co. gefunden.


Dass sie ihr Weg nun in der Quadratestadt wieder zusammenführt, freut beide. „Es hat schon seine Vorteile, wenn es noch jemanden gibt, mit dem du dich in deiner Muttersprache unterhalten kannst. Vor allem, da es meine erste Saison außerhalb Finnlands ist“, erklärt Huhtala. „Auch unsere Frauen und Kinder profitieren von dieser Konstellation. Sie können zusammen etwas unternehmen, wenn wir auf Auswärtsspielen sind“, ergänzt Lehtivuori, den Huhtala als netten und hilfsbereiten Kerl bezeichnet, auf den er sich 100-prozentig verlassen kann.


Zwei finnische Säulen


Aber nicht nur abseits des Eises funktionieren und harmonieren Verteidiger Lehtivuori und Stürmer Huhtala gut miteinander. „Joonas macht es einem einfach. Er hält das Spiel simple, trifft viele richtige Entscheidungen und gehört mit diesen Eigenschaften zu den tragenden Säulen unserer Mannschaft“, weiß Huhtala, dass auf den Mann mit der Nummer sechs Verlass ist. „Tommi ist unfassbar stark am Puck. Ihn von der Scheibe zu trennen ist nahezu unmöglich. Zudem arbeitet er an beiden Enden des Eises sehr hart und ist immer mit der richtigen Einstellung bei der Sache“, gibt Lehtivuori das Lob gerne zurück, nicht ohne dabei die Wichtigkeit Huhtalas für den Teamerfolg zu unterstreichen.


Sie haben sich gefunden, ohne sich eigentlich gesucht zu haben. Die beiden Finnen im Team der Adler funktionieren. Miteinander, mit der Mannschaft, in der Stadt. Sie fühlen sich gut umsorgt und das, obwohl hier nicht nahezu jedes Haus seine eigene Sauna besitzt wie im hohen Norden. Sie begeistern nicht wenige mit ihrer Spielweise, sind bei Adler-Fans wohl mindestens genauso beliebt wie Angry Birds. Dazu brauchen sie nur Schläger und Puck.


Erschienen im SAP Arena Magazin 02/2019